Wenn der Kopiervorgang mal wieder abbricht und die Filme auf dem Notebook stottern, ist es höchste Zeit, das Funknetz auf Vordermann zu bringen. Wie das gelingt, zeigt der folgende Artikel.
Wir arbeiten uns dabei von den einfachen Tipps zu den schwierigeren hoch; die ersten Tipps haben Sie also in Sekundenschnelle umgesetzt, was vielleicht schon für den besseren Empfang genügt. Sollten diese Schritte nicht reichen, haben Sie vielleicht mit den aufwendigen (und leider manchmal auch kostenpflichtigen) Maßnahmen Erfolg – Letztere sind denn auch am erfolgversprechendsten.
Tipp 1: Antennenausrichtung
Einfach und blitzschnell können Sie die Antennenposition verbessern. Viele ältere Router verfügen über eine oder mehrere Stabantennen, die man im besten Fall auch kippen oder neigen kann. Die Antennen funken immer im rechten Winkel; soll also das Arbeitszimmer im ersten Stock optimal versorgt werden, ist die Antenne in einer “liegenden” Position am besten eingestellt (sie funkt dann nach oben und unten). Wenn mehrere Antennen vorhanden sind, sollten Sie diese am besten gegensätzlich ausrichten. – die eine also vertikal, die andere horizontal.
So einfach der Tipp ist, so limitiert ist er auch. Neuere Router nach 802.11n-Standard werden schon ab Werk mit nahezu optimal ausgerichteten Antennen ausgestattet, deren Signale sich überlagern und so für eine optimale Abdeckung sorgen sollen. In der Regel kommen vier interne Antennen zum Einsatz, die man kaum noch optimieren kann.
Tipp 2: Routerstandort ändern
Dann hilft vielleicht der nächste Tipp: Probieren Sie einen anderen Standort für den Router aus. Dieser muss nicht unbedingt in einem anderen Raum sein; oft reicht es schon, die Basisstation einen halben Meter zu verschieben, um die Sendequalität spürbar zu verbessern.
Vor allem sollten Sie es vermeiden, den Router in Ecken oder “tote” Winkel zu stellen. Jede Wand und jede Decke mindert die Signalqualität. Eine bodennahe Position geben Sie also am besten zugunsten eines höhergelegenen und zentraleren Standortes auf.
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Hintergrund: Routerstandort
Funkwellen verhalten sich im Prinzip wie Licht und so kann man die Qualität einer Verbindung auch ohne PC und Notebook schon recht gut beurteilen. Wenn man den heimischen Router (etwa die Fritzbox) direkt sehen kann, können sich auch die Funkwellen optimal ausbreiten. So sind bis zu 100 Meter Reichweite möglich, was ausreicht, um zum Beispiel ein Gartenhaus mit Drahtlos-Internet zu versorgen.
In Wohnungen sind vor allem Wände und Decken hinderlich. Auch Feuchtigkeit und Wasser drücken auf die Bandbreite. In der Regel sinkt die Signalqualität nach zwei bis drei Mauern so stark, dass Surfen nur noch eingeschränkt möglich ist. Als Faustregel gilt: Was elektrisch leitend ist, drückt auf die WLAN-Qualität – je höher die Leitfähigkeit, desto größer der Verlust. Metalltüren oder -gitter sind demnach für Funknetze nahezu unüberwindliche Hindernisse. Andersherum kann man versuchen, die Funkwellen auf diese Art zu reflektieren und beispielsweise einen PC in einer Zimmerecke noch mit den Funksignalen zu versorgen.[/box]
Tipp 3: Hindernisse wegräumen
Wasser und Metalle sind Gift für das Funknetzwerk. Etwaige Zimmerpflanzen (speichern Wasser!), Kochgeräte oder Heizkörper sollten – falls möglich – so postiert werden, dass sie nicht zwischen Sender (dem Router) und Empfänger (Notebook, PC) stehen. Auch hier gilt, dass bereits einige Zentimeter einer instabilen Verbindung zu einer besseren und dauerhaften Signalqualität verhelfen können.
Wenn Ihr Notebook oder Ihr Arbeits-PC an einer Heizung steht, schirmt diese womöglich den Empfänger ab. Auch hier hilft es nur, den Rechner woanders aufzustellen beziehungsweise ein paar Dutzend Zentimeter zu verschieben. Wenn das nicht geht, können Sie die Anschaffung eines USB-WLAN-Empfängers in Betracht ziehen. Entsprechende Sticks lassen sich per Verlängerungskabel praktisch überall in der Nähe postieren und sogar an der Decke montieren. Kostenpunkt: zirka 10 bis 20 Euro.
Tipp 4: Netzqualität untersuchen
Wo in der Wohnung ist der Empfang überhaupt schlecht? Wer diese Frage genau klären will, sollte sich ein Tool wie Heatmapper (Windows, Download ohne Registrierungszwang hier) ansehen oder Netspot (Macintosh). Wie ein Wünschelrutengänger läuft man anschließend mit einem Laptop die Wohnung ab und klickt dabei immer wieder auf “Messen”. Nach einer Weile hat man eine recht genaue Karte, die etwaige Funklöcher aufdecken sollte.
Besitzer eines Smartphones können dies etwas komfortabler erledigen; die App WiFi Analyzer soll eigentlich nur die Wahl des optimalen Kanals erleichtern; sie eignet sich aber auch, um Funklöcher in der Wohnung aufzuspüren und die idealen Standorte für PC, Laptop oder Media-PC zu finden.
http://www.youtube.com/watch?v=J8VPZATL1no
Tipp 5: Optimaler Kanal
Je nach Routermodell und WLAN-Standard haben Sie unterschiedliche Kanäle zur Verfügung. Im älteren 2,4-GHz-Band sind es genau 13, die leider recht “nah” beieinander liegen und daher gelegentlich zu Konflikten führen. Im jüngeren 5-GHz-Band stehen zum einen viel mehr Kanäle zur Verfügung, die zum anderen auch noch besser voneinander abgegrenzt sind.
Welchen Bereich Ihr Router nutzt, zeigt die folgende Übersicht:
Standard | Band | Frequenz |
IEEE 802.11a | 5 GHz | 5,15–5,725 GHz |
IEEE 802.11b | 2,4 GHz | 2,4–2,4835 GHz |
IEEE 802.11g | 2,4 GHz | 2,4–2,4835 GHz |
IEEE 802.11h | 5 GHz | 5,15–5,725 GHz |
IEEE 802.11n | 2,4 GHz, 5 GHz | 2,4–2,4835 GHz und 5,15–5,725 GHz |
Nach Möglichkeit sollten Sie also das 5-GHz-Band nutzen. Probleme sind hier so gut wie keine zu erwarten. Es gibt jedoch auch Gründe, die dagegensprechen. Zum einen können nicht alle Geräte auf dem 5-GHz-Band funken – teilweise nicht einmal aktuelle. So ist zum Beispiel Apples Iphone 4 nicht 5-GHz-fähig. Zum anderen ist die Reichweite unter Umständen geringer als mit dem 2,4-GHz-Band. Für entlegene Ecken reicht es dann möglicherweise nicht mehr.
Wenn Sie das 2,4-GHz-Band nutzen müssen, dann achten Sie darauf, möglichst viele Kanäle als “Abstand” zu anderen Funknetzen frei zu lassen. Als Faustregel gilt: Lassen Sie mindestens fünf Kanäle dazwischen als Puffer. Funkt also bereits ein Router auf Kanal 1, dann sollten Sie Ihren auf Kanal 6 programmieren. Der nächste könnte dann auf Kanal 11 funken. Leider funken in diesem Bereich auch viele andere Geräte, auf die Sie kaum Einfluss haben, etwa Mikrowellen, Prozessoren oder Babyphones.
Tipp 6: Funkverkehr analysieren
Woher aber weiß man, welche Router in der Nachbarschaft auf welchen Frequenzen funken? Um diese Frage zu klären, eignen sich Hilfsprogramme wie InSSIDer, welches das in die Jahre gekommene Netstumbler ersetzt. Alternativ zeigt NetSurveyor die Verteilung der Kanäle in der Nachbarschaft grafisch an.
Wer eine Fritzbox oder einen vergleichbaren aktuellen Router hat, findet dort in der Regel ebenfalls Diagnosewerkzeuge. Im Fritzbox-Menü “WLAN” unter “Funkkanal” erzeugt die “Fritte” eine ausführliche Übersicht (Vergessen Sie nicht, die Störquellen einzublenden).
Tipp 7: Sendeleistung erhöhen
Normalerweise sendet der Router mit voller Leistung oder – bei aktuellen Modellen – mit einer Automatik, welche eine optimale Verbindungsqualität garantieren soll. Bei einigen Geräten kann man diese Automatik abschalten, was im Einzelfall zu einer besseren Verbindung in entlegenen Ecken und Räumen führen kann.
Von Modifikationen der Firmware, um so etwaige Reserven des Chips freizulegen, raten wir ausdrücklich ab. Der zulässige Sendegrenzwert von 100 Milliwatt für das 2,4-GHz-Band wird so garantiert überschritten und wer möchte schon von seinem Nachbarn “verstrahlt” werden?
Tipp 8: Repeater
Unser vorläufig letzter Tipp hilft garantiert, ist aber leider auch kostenpflichtig. Ein Repeater “verlängert” das WLAN-Signal, kostet aber auch Geld und Strom (wenn auch nur ein paar Watt). Als preiswerte Alternative zur Neuanschaffung empfiehlt es sich, einen gebrauchten Router bei einem Internetauktionshaus zu ordern. Entsprechende Modelle gibt es für ein paar Euro. Wer ein neues Modell kaufen will, findet Übersichten im Web, zum Beispiel hier.
Fast alle aktuellen Router (solche, die nicht älter als ein bis drei Jahre sind) bieten eine Option, mit der das eingehende WLAN-Signal einfach weitergeleitet wird. Wenn Sie zusätzlich eine (gerichtete) Ersatz-Antenne einsetzen, lassen sich auf diesem Wege selbst ambitionierte Ziele ans Heimnetz anbinden, etwa die Wohnung eines Freundes auf der anderen Straßenseite oder das Gartenhaus.
Suchbegriffe:
- wlan optimieren
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