Kindle & Co. / Test

Kindle Paperwhite

Blick über den Tellerrand: E-Books lesen sich auf PC und Tablet nicht gerade angenehm – viel schöner ist die Darstellung auf einem E-Book-Reader. Marktführer in diesem Segment ist Onlineriese Amazon, der mit seiner Kindle-Reihe derzeit die meisten Geräte verkauft. Das jüngste Modell der Reihe heißt Kindle Paperwhite. Was kann es?

Amazon Kindle Paperwhite (Bild: Amazon)

Amazon Kindle Paperwhite (Bild: Amazon)

Der Test

Modernste Tech­nik und ein­fa­che Bedie­nung. Damit will Ama­zons im E-Book-Geschäft punk­ten. Doch kann die Bild­schirm­be­leuch­tung den digi­ta­len Lese­spaß wirk­lich berei­chern? Kann der Paper­white feh­lende Fea­tures wie den Audio-Support wett machen? In unse­rem Test klä­ren wir, wie sich der „papier­weiße“ E-Book-Re­a­der in der Pra­xis schlägt.

Update: Dieser Artikel bezieht sich auf das Modell Paperwhite 2. Mittlerweile ist bereits die dritte Genereation im Handel. Einen ausführlichen Ratgeber von uns zum Thema finden Sie auf der Seite Kindle kaufen bei Kindle-Tipps.de

Schnellzugriff

Lie­fer­um­fang
Erste Schritte
Die Bedie­nung
Das Dis­play
Was hat sich sonst noch getan?
Fazit

Lie­fer­um­fang und ers­ter Ein­druck

Wer bereits einen ande­ren Kindle hat, dem wird der Lie­fer­um­fang des Kindle Paper­white ver­traut erschei­nen. Neben dem Gerät selbst, fin­den wir eine kurze Bedie­nungs­an­lei­tung (eine etwas umfang­rei­chere Anlei­tung ist direkt auf dem Kindle) und wich­tige Pro­dukt­in­for­ma­tio­nen, jeweils in dut­zen­den Spra­chen. Nur ein USB-Kabel ist noch Teil der Lie­fe­rung. Ins­ge­samt ist der Lie­fer­um­fang spar­ta­nisch bis mangelhaft.

Die Optik macht zunächst einen ver­trau­ten, wenn auch einen etwas wer­ti­ge­ren Ein­druck als die Vor­gän­ger. Das klas­si­sche schwarz mit dem ein­ge­las­se­nen Kindle-Schriftzug auf der Rück­seite wirkt durch­aus edel. Die größte Neue­rung ist auf den ers­ten Blick die Knopf­frei­heit. An der Front steht dort, wo beim Kindle Touch die Home-Taste war, ledig­lich Kindle. Am unte­ren Rand fin­den wir einen bekann­ten Ein/Aus-Schalter sowie eine MicroUSB-Anschluss. Auf Umschalt­tas­ten (ähnlich wie normale „Shift-Tasten„) am Rand hat Ama­zon dies­mal ver­zich­tet. Hält man den Kindle Paper­white das erste Mal in der Hand, fühlt er sich durch­aus wer­tig an. Gewohnte Kindle-Qualität könnte man sagen. Bezüg­lich Größe und Gewicht ori­en­tiert sich der Kindle Paper­white am Kindle Touch. Das Gewicht ist auf Taschen­buch­ni­veau, aller­dings ist der Kindle 4 eRe­a­der doch deut­lich leichter.

Der Kindle Paper­white liegt griff­fest in der Hand. Auch wenn es sich nicht um einen Glanz-Look han­delt, ist das Mate­rial durch­aus anfäl­lig für unschöne Fin­ger­ab­drü­cke. Von Werk aus ist der Kindle-Akku halb gela­den, eine voll­stän­dige Ladung vor Gebrauch emp­fiehlt sich, und dau­erte in unse­rem Fall rund 90 Minu­ten. Eben­falls Kindle-üblich ist das Laden mit dem mit­ge­lie­fer­ten Zube­hör nur per PC mög­lich, für das Auf­la­den per Strom­an­schluss ist ein han­dels­üb­li­cher USB-Adapter nötig.

Erste Schritte: Es werde Licht

Ein Klick auf den Power-Knopf und schon geht es los. Die Beleuch­tung geht an, und der Bild­schirm erstrahlt in dezen­tem weiß. Erstein­druck: ange­nehm, bes­ser als die Vor­gän­ger. Es folgt der Kindle Installations-Ritus, beste­hend aus dem Ein­rich­ten des WLans und der Ver­knüp­fung des Amazon-Kontos. Dann erwar­tet uns ein Tuto­ri­als à la „Erste Schritte“. Hier gibt es nichts zu meckern. In ver­ständ­li­cher Spra­che und prak­ti­schen Bil­dern wird dem Benut­zer die Bedie­nung sei­nes neuen Gerä­tes erklärt. Gerade für Neu­linge ist diese Anlei­tung ein Muss und erleich­tert den Ein­stieg immens.

Nach ins­ge­samt rund fünf Minu­ten sind die Ein­rich­tung und das Tuto­rial abge­hakt und wir befin­den uns auf dem Start­bild­schirm, der von Werk aus zur Hälfte mit Wer­bung in Form von Buch­emp­feh­lun­gen gefüllt ist. Glück­li­cher­weise lässt diese sich in den Optio­nen (aller­dings erst mit dem neus­ten Kindle-Update) deak­ti­vie­ren (Ein­stel­lun­gen -> Gerä­teop­tio­nen -> Per­sön­li­che Ein­stel­lun­gen -> Haken bei Emp­foh­lene Inhalte weg­ma­chen). Erfreu­li­cher­weise bie­tet der neue Kindle nun eine Cover-Ansicht, ähnlich wie auf Tablets, die optisch einen her­vor­ra­gen­den Ein­druck macht. Aller­dings darf auch auf die gewohnte Lis­ten­form zurück­ge­grif­fen wer­den.

Kindle Paperwhite (Bild: Amazon)

Kindle Paperwhite (Bild: Amazon)

Die Bedie­nung: stark verbessert

Zunächst Ent­war­nung. Auch ohne Tas­ten lässt sich der Kindle prima bedienen. Ein­fach und über­sicht­lich ist die Navi­ga­tion zu jedem Zeit­punkt. Der Start­bild­schirm erin­nert an eine wei­ter ent­schlackte Ver­sion des bekann­ten Kindle Touch Home­screens. Kindle-typisch gibt es keine allzu ver­schach­tel­ten Menüs. Bereits vom Start­bild­schirm sind alle zen­tra­len Punkte und Menüs erreich­bar. Zwei wei­tere Punkte ver­bes­sern die Bedie­nung im Ver­gleich zum Vor­gän­ger signi­fi­kant. Der Touch­screen rea­giert schnel­ler und genauer. Auch Wisch­ges­ten beherrscht der Kindle Paper­white dank kapa­zi­ti­vem Touch­screen. Vor allem aber der beschleu­nigte Sei­ten­auf­bau führt zu einer befrie­di­gen­den und beschleu­nig­ten Bedie­nung. Dank ver­schie­de­ner, neuer Schrift­ar­ten lässt sich ein Buch nun genauer an die per­sön­li­chen Lese-Präferenzen anpassen.

Ganz beson­ders toll fin­den wir die ein­ge­baute Cloud-Verbindung. Der Zwi­schen­schritt, den man benö­tigte um Bücher aus sei­nem Online-Archiv zu holen, fällt nun weg. Auf dem Start­bild­schirm ist die Cloud bereits ver­linkt, ein wei­te­rer Klick auf ein Buch in der Cloud star­tet bereits den Down­load und in der nächs­ten Sekunde ist es bereits auf dem Kindle. Ein nicht zu unter­schät­zen­der Vor­teil. Hier hat sich Ama­zon wirk­lich ein Lob ver­dient.

Der Bild­schirm des Kindle Paper­white

Das Schrift­bild war immer die Stärke der Kindle-Familie. Der Kindle Paper­white baut diese Stärke noch aus. Das Bild wirkt noch etwas kla­rer, auch wegen der erhöh­ten Pixel­dichte. Der erwähnte schnel­lere Sei­ten­auf­bau ist ein wei­te­rer Plus­punkt für das Display.

Die Beleuch­tung ist eine echte Berei­che­rung. Meh­rere LEDs am Geräterand sor­gen dafür, dass Licht auf das Dis­play gewor­fen wird. Es han­delt sich nicht um eine Hin­ter­grund­be­leuch­tung wie bei Tablets, son­dern um eine direkte Bestrah­lung wie bei einer Lampe. In 24 Stu­fen regel­bar, lässt sich für jede Situa­tion die rich­tige Beleuch­tung fin­den. Lei­der lässt sich das Licht nicht ganz aus­schal­ten, aber auch bei direk­tem, star­kem Licht stört sie nicht. Der Bild­schirm wird nicht 100% gleich­mä­ßig aus­ge­leuch­tet. Am unte­ren Rand gibt es ein paar Mil­li­me­ter, die merk­lich dunk­ler sind. In der Pra­xis macht das aller­dings nichts aus und schränkt den Leser in kei­ner Weise ein. Am Ende bleibt nur Lob für den Bild­schirm übrig. Das kris­tall­klare Schrift­bild ist der Star des Kindle Paper­white.

Zusatz­fea­tures: Was hat sich sonst noch getan?

Der Beta-Browser wurde nicht wei­ter­ent­wi­ckelt. Es ist mehr als frag­lich, ob Ama­zon mit der Ein­füh­rung des Kindle Fire über­haupt noch daran inter­es­siert ist. Trotz­dem macht Sur­fen viel mehr Laune, als noch auf dem Kindle Touch oder dem Kindle eRe­a­der. Der pri­märe Grund dafür ist der schnel­lere Seitenaufbau.

Die Social Media-Anbindung wurde wei­ter aus­ge­baut. Es ist nun ein­fa­cher, sei­nen Face­book oder Twitter-Account mit dem Kindle zu ver­knüp­fen. Sogar einen extra But­ton gibt es in jedem Buch für eine Wei­ter­emp­feh­lung in Sozia­len Netz­wer­ken, der aller­dings für die meis­ten Nut­zer nicht mehr als Platz­ver­schwen­dung sein dürfte.

Schmerz­lich ver­mis­sen wird der ein oder andere die gestri­chene Audio-Funktion. Nicht nur um die weg­fal­lende Unter­stü­zung für Hör­bü­cher ist es schade. Bereits funk­tio­nie­rende Fea­tures wie Text-to-Speech sind nun nicht mehr mög­lich. Musik­wie­der­gabe selbst­ver­ständ­lich auch nicht. Hier sam­melt der Kindle Paper­white Minuspunkte.

Der feh­lende Spei­cher (Ama­zon hat den inter­nen Spei­cher gegen­über dem des Kindle Touch hal­biert) ist dage­gen kein Pro­blem. Dank der bes­se­ren Cloud-Anbindung (für Bücher gibt es in der Amazon-Cloud unbe­grenz­ten Spei­cher­platz) kom­men hier so schnell keine Platz­pro­bleme auf. Das X-ray-Feature wird wei­ter­hin nur in den USA unterstützt.

Ama­zon gibt die Beleuch­tung mit zwei Mona­ten an (bei Licht­stärke zehn, WLan aus). Für ein Fazit dies­be­züg­lich ist unser Test noch nicht weit genug fort­ge­schrit­ten. Die Kol­le­gen von Chip geben 18 Stun­den bei maxi­ma­ler Belas­tung als Akku­lauf­zeit an, wesent­lich weni­ger als beim Kindle Touch.

Noch immer ist man mit dem Kindle wei­test­ge­hend auf Ama­zon ange­wie­sen. Eine ePub-Unterstützung fehlt nach wie vor. Damit hat einer der größ­ten Kri­tik­punkte der Kindle-Gegner wei­ter­hin Bestand. Dafür hat Ama­zon den Kindle per­fekt in das eigene Ökosys­tem in inte­griert. Die Shop-Anbindung auf dem Gerät selbst ist vor­bild­lich, da schnell zu errei­chen und ein­fach zu bedie­nen.

Kindle Paperwhite (Bild: Amazon)

Kindle Paperwhite (Bild: Amazon)

Fazit Kindle Paper­white: Sieg nach Punkten

Ama­zons neuer eRe­a­der über­zeugt in fast allen Berei­chen durch sinn­volle Wei­ter­ent­wick­lung. Das Dis­play ist bes­ser, die Beleuch­tung eine echte Berei­che­rung, die Bedie­nung opti­miert und der Sei­ten­auf­bau beschleu­nigt. Der größte Kri­tik­punkt ist die feh­lende Audio­funk­tion, die den Kindle Paper­white unnö­tig ein­schränkt. Trotz­dem hat sich der Kindle Paper­white unsere Kauf­emp­feh­lung red­lich ver­dient — und das kei­nes­wegs nur wegen der Beleuch­tung. Ama­zon lie­fert ein gutes Gesamt­pa­ket ab. Der Kindle Paper­white ist der­zeit ohne Frage einer der bes­ten, wenn nicht gar der beste eRe­a­der auf dem Markt.

Kindle Paper­white „2“ bei Ama­zon

Kindle Paper­white (3. Generation) bei Ama­zon

Dieser Text wurde mit freundlicher Genehmigung von Kindle-Tipps.de veröffentlicht.
Bildnachweis Titel: Kindle Paperwhite By appsmanila via Flickr)
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